Auf dem Radweg Deutsche Einheit kann man die Geschichte unseres Landes mit dem Rad „erfahren“, denn die Strecke führt an einer Vielzahl historischer Stätten vorbei.
Denkt man an die deutsche Einheit, so kommen einem verständlicherweise zuerst die Ereignisse der jüngsten Geschichte in den Sinn. Aber das Ziel der nationalen Einheit begleitet die Deutschen schon seit Jahrhunderten.
Im 19. Jahrhundert kulminierte dieser Wunsch in der „Deutschen Frage“, die 1815 zunächst mit der Gründung des Deutschen Bundes abgeschlossen schien. Doch das Bürgertum gab sich mit einem losen Bund der deutschen Fürstenhäuser nicht zufrieden und forderte einen echten Bundesstaat. 1848 kam es infolge der Märzrevolution zur Wahl einer Nationalversammlung als erstes gesamtdeutsches Parlament. Die Hoffnungen auf einen deutschen Nationalstaat erfüllten sich nicht.
Am Radweg: Die kurhessische Ständeversammlung, die ihren Sitz im Ständehaus in Kassel hatte, beschloss 1831 eine Verfassung, die mit ihrem Einkammerparlament eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit war.
Erst 1871 gelang Otto von Bismarck schließlich die Einigung durch die Gründung des Deutschen Reiches. Deutschland bestand jedoch weiter aus vielen teilsouveränen Königreichen, Herzog- und Fürstentümern und Freien Städten. Mit der Reichsverfassung von 1919 wurden die bis dahin existierenden Gliedstaaten zu Ländern herabgestuft, die finanziell vom Steuersystem des Reiches abhängig waren.
Am Radweg: Der Zusammenfluss von Rhein und Mosel, an dem sich 1216 der Deutsche Orden ansiedelte, wird als „Deutsches Eck“ bezeichnet. 1891 wurde hier das Kaiser-Wilhelm-Denkmal errichtet. Zwischen 1953 und 1990 galt der Ort als Mahnmal der deutschen Einheit.
Mit dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschlands stellte sich 1945 die deutsche Frage erneut. Das Land wurde von den Alliierten in Besatzungszonen aufgeteilt und die deutschen Ostgebiete unter polnische Verwaltung gestellt. Mit Gründung von BRD und DDR im Jahr 1949 war es vorerst mit der deutschen Einheit wieder vorbei.
Am Radweg: Der Observation Post „Point Alpha“ war bis 1989 einer der wichtigsten Beobachtungsstützpunkte der US-Streitkräfte in Europa und galt im Kalten Krieg als einer der heißesten Punkte. Point Alpha veranschaulicht u. a. den Aufbau der Grenzanlagen sowie das Leben an und mit der Grenze aus der Sicht der Bevölkerung.
Erst 1989 öffnete sich mit der Wende in der DDR ein Fenster für die Einheit Deutschlands. Komplizierte Verhandlungen führten schließlich am 3. Oktober 1990 zum Beitritt der ostdeutschen Länder zur Bundesrepublik Deutschland.
Am Radweg: Das Haus der Geschichte in Bonn der Bundesrepublik Deutschland bietet neben seiner Dauerausstellung auch die Möglichkeit, authentische Orte wie das Palais Schaumburg, den Kanzlerbungalow oder den ehemaligen Bundesratssaal zu besichtigen.